Warum fliegen, wenn man auch Rad fahren kann? Diese Frage haben sich Barbara und ihr Mann gestellt und sind mittlerweile eine Woche auf ihren Drahteseln unterwegs. Rund 2060 Kilometer haben die beiden vor sich, aufgeteilt in viele kleine Etappen und mit ausreichend Zeit, nicht nur Strecke zu machen, sondern auch die Gegend zu erfassen. In Wandererkreisen heißt es „Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich“, aber Barbara von www.windecker-reiseland.de empfindet das genauso, wenn sie mit dem Rad unterwegs ist. Auch mit dem Rad kann man jederzeit einen Schlenker zu einer Sehenswürdigkeit fahren und anhalten und sich mit Menschen vor Ort unterhalten. Wenn alles klappt, wollen sie am 30.06. am Endziel in Avetrana/ Apulien einradeln.
Die Reise beginnt im beschaulichen Windeck in Nordrhein Westfalen. Benannt nach der Burgruine Windeck (Sieg), die mit ihren dicken Mauern hoch auf dem Schlossberg thront. Die Burgruine ist ein beliebtes Wanderziel, da man von hier aus einen wundervollen Blick auf das Siegtal hat.
Für Barbara und ihren Mann geht es jedoch nicht hoch zur Burg, sondern gen Süden Richtung Koblenz. Ab dem Deutschen Eck führt die Strecke immer am Rhein entlang.
Die erste Tagesetappe endet nach rund 85 Kilometern im Rhein-Hunsrück-Kreis in Boppart. Wer hier das Rad für einen Tag stehen lässt, kann sich z.B. über einen Klettersteig auf den Berg begeben und hat dann einen phantastischen Blick auf das Mittelrheintal. Wer einen guten Tritt hat, schwindelfrei ist und festes Schuhwerk an hat, kann diesen Klettersteig auch ohne Kletterausrüstung begehen.
Weinberge, wohin das Auge blickt. Da ist man ganz froh, dass die Sonne aktuell nicht allzu stark brutzelt, sondern sich hin und wieder ein paar Wolken am Himmel zeigen. In der ganzen Region kann man fast das ganze Jahr hindurch Weinverkostungen oder Führungen durch die Weinberge buchen.
Auch wenn Barbara und ihr Mann die Natur und den Wein lieben, ein Zwischenstopp auf dem Weg ist das Technik Museum Sinsheim. Ob American Dream Cars oder Formel1-Rennwagen, vor allem Autoliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten.
Wer in Stuttgart einen Rundgang macht, wird am „Denkpartner“ kaum vorbei kommen, aber Stuttgart hat noch viel mehr als Skulpturen zu bieten, wie das Neue Schloss, die Markthalle oder die Zahnradbahn „Zacke“.
Heute haben wir die längste Tour unserer Radreise geschafft, insgesamt 108 km und was wäre es eine langweilige Reise ohne sich zu verfahren 😄. Dabei mussten insgesamt ca. 900 Höhenmeter überwunden werden. Leider waren wir erst um 19:30 in Stuttgart, dafür hat das Wetter gehalten. Hier müssen die Restaurants etc. aktuell um 21:00 Uhr schließen. Morgen gibt es eine kürzere Etappe und das ist auch gut so.
Viele Radkilometer später haben Barbara und ihr Mann die Küste von Bella Italia erreicht. Bereits seit den 50er Jahren ist die westliche Küste des Stiefels an der Adria beliebtes Reiseziel der Deutschen. Badeurlauber zieht es vor allem nach Rimini. Die weiten Strände und das flache Wasser sind ideal für Familien geeignet. Aber Rimini bietet nicht nur Sonne und Strand, sondern auch jede Menge Kultur. Filmliebhaber können beispielsweise im „Fellini Museum“ Leben und Werk des fünffachen Oscargewinners und gebürtigen Riminesi Federico Fellini bewundern inkl. der berühmten Szene mit Marcello Mastroianni und Anita Ekberg im Trevi-Brunnen aus La dolce vita.
Bevor die beiden nach Rimini radeln machen sie jedoch noch einen kurzen Stopp im Touristenörtchen Cesenatico. Hier kann man durch die wunderschöne Altstadt schlendern und früh am Morgen die Fischer beim Ausladen ihres Fangs beobachten. Der Hafen ist eine Besonderheit, ist er doch von keinem anderen als dem Genie Leonardo da Vinci geplant und so konstruiert, dass er nicht mehr versandet, was lange Zeit unmöglich schien.
Heute sind wir von Ravenna nach Gabicce Mare gefahren. Zuerst hatten wir etwas Probleme, den richtigen Weg zu finden. Ein freundlicher Italiener (eigentlich haben wir nur freundliche Italiener getroffen) hat uns dann gesagt, wir sollten ihm folgen. Wir sind dann durch den Nationalpark Po-Delta gefahren und haben ganz tolle Eindrücke sammeln können. Am Ende des südlichen Po-Deltas haben wir die Adria gesehen. Anschließend ging es die Küste weiter hinunter über Rimini bis nach Gabicce Mare.
Nach einen sehr guten Nacht mit angenehmen Temperaturen sind Barbara und ihr Mann heute 83,50 km gefahren, dabei hing ihnen der gestrige Tag noch in den Knochen. Immer wieder abenteuerlich ist es, auf der Staatsstraße SS16 Adriatica zu fahren, da die anderen Verkehrsteilnehmer keine Rücksicht auf Radfahrer nehmen. So ist man jedes Mal froh, wieder auf einem Radweg zu sein.
Gesund und munter sind wir schließlich in San Benedetto del Tronto angekommen.
Die Straße hat uns geschafft! Auf dem Bild kommt das gar nicht so rüber. Aber der Name ist Programm: VIA INFERNO.
Wer Dante Alighieris „Göttliche Komödie“ gelesen hat, der weiß, was gemeint ist. Im ersten Band „Inferno“ beschreibt der berühmte Schriftsteller des 14. Jahrhunderts seinen Gang durch die Hölle. Von den höllischen Straßen scheint es in Italien einige zu geben, ob aufgrund ihrer Lage, ihres Zustandes oder als Reminiszenz an den großen Autor Dante, ist jedoch nicht bekannt.
Heute ging es wieder weg vom Meer auf die Höhe. Knapp 40 km bis nach Locorotondo mit circa 500 m Anstieg. Unterwegs war Barbaras Hinterradbremse aufgebraucht. So sind sie zunächst zu einem Fahrradfachhändler gefahren. Locorotondo ist ein touristisch geprägt Ort. Er ist mit seiner weißen Straßen und den weißen Bauten wahrlich „instagrammable“. Aber nicht nur die Altstadt, auch die Sicht auf das Umland sind wunderschön und eine Reise wert.
Das wir uns mittlerweile mitten in Apulien befinden kann man wunderbar an den Trulli festmachen. Trulli, das sind typische weiß gekalkten Rundbauten, die dank ihrer dicken Mauern im Sommer die Hitze fernhalten.
Morgen geht es dann abwärts ans ionische Meer bis nach Avetrana, dem letzten Punkt der Reise.
Heute war die letzte Etappe unserer Reise. Von Locorotondo aus ging es durch das wunderschöne Valle Itria, das Land voller Obst, Wein und Gemüse, mit malerischen Landschaften vorbei an den Trullis der Hobbits und durch lang gezogene Wälder. Wir waren überrascht, welche Radwege hier angelegt sind, die teilweise über alte Aquädukte führten und uns schließlich nach Francavilla, Oria und Manduria brachten. Und dann war’s nur noch ein Katzensprung nach Avetrana. Jetzt sind wir angekommen und unsere Fahrrad-Reise endet hier. Danke, dass ihr uns auf unserer Reise bis hierher begleitet habt. Nach dem Fitnessprogramm kommt jetzt die Erholung.
Noch eine Anmerkung von mir: Ohne die akribische Vorbereitung durch meine bessere Hälfte (wo brauchen wir Tests? Wann öffnet die Gastronomie? Wieviele Kilometer pro Tag schaffen wir? Wieviel Gepäck können wir mitnehmen? Welche Unterkünfte? Wo müssen wir einen Tisch reservieren?) und die Hauptarbeit beim Aus- und Einpacken hätten wir das nicht geschafft. Vielen lieben Dank dafür.
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